Fragen und Antworten bei Projektstart
Nach einer Idee kommen stets die Fragen – erst die eigenen, dann die des Umfeldes und alsbald die der Community mit der man seine Idee teilt. Diese Fragen sind es auch, die Ideen wachsen lassen und den eigenen Blick weiten. Die wichtigsten dieser ersten Fragen möchte ich in diesem Artikel beantworten.

Die zentrale Frage ist zumeist die nach dem Warum. Zumindest bei dem Vorhaben, mit zwei Pferden zur Chinesischen Mauer reiten zu wollen, ist diese Frage durchwegs nachvollziehbar.
„Wieso machst du das?“
Wohl bei jedem Mensch sockeln Ideen, sowie die daraus resultierende Projekte, immer auf Sehnsüchten und dem persönlichen Antrieb. Vermutlich ist nicht jedem sein „Urantrieb“ bewusst. Dieser Basismotor, der unser inneres Handeln steuert, auch ohne dass wir uns dessen bewusst sind, ist Wunschgenerator und Ideenbaukasten gleichermaßen. Glücklicherweise kenne ich den meinen mittlerweile: Mein Urantrieb – der sich immer durch ein einziges Wort beschreiben lässt – ist „Bewegung“.
Stetig in Bewegung sein zu müssen ist natürlich recht problematisch. So lässt sich mein Lebenslauf nicht auf eine DIN-A4-Seite packen. Stetigkeit, über Lebensphasen hinaus, ist ein schwieriges Thema und bedarf großer Konsequenz. Ich kann nur schwer dauerhaft mit mir und meinem Tun zufrieden sein. Wer mich kennt kann das beobachten: Ich bin selbst beim ruhig Sitzen noch in Bewegung.
Diese Bewegung, die mich treibt, hat natürlich auch ein paar ganz gute Seiten. Ich bin quasi immer hellwach, offen für neues und niemals wirklich kränklich. Schließlich muss ich weiter, weiter, weiter. Vor ein paar Jahren noch war ich durchaus ein Getriebener. Heute bin ich ruhiger, weiß um meinen Antrieb, versuche ihn zu händeln, von seiner Kraft zu schöpfen und sein treibendes Übel im Zaum zu halten. Heute fühle ich mich wohl mit mir und denke, die Meinen können gut mit mir sein.
Das Unterwegsseinwollen ist natürlich auch die Mutter meiner Sehnsüchte. So entstand die Idee, auf dem Landweg und an einem Stück zur Chinesischen Mauer reisen zu wollen. Mich journalistisch mit dem schönen Iran zu beschäftigen, mit seinen Menschen, seinen Geschichten und eben nicht mit dem Blick auf eine Krisenregion wie mir mein Job dies bisher auftrug. Erzählen statt hektischer Krisenjournalismus – das gilt insbesondere auch für die Weiten Kasachstans und der Mongolei. Um sich den Menschen und ihren Geschichten widmen zu können, möchte ich entschleunigt reisen und alleine durch die Art des Reisens mein Interesse an Begegnung zeigen. Somit war die Idee dies mit Pferden zu tun schnell geboren.
Ähnlich wie Manfred S. Schulze in seinem Buch „Mit zwei Pferden um die Welt“ über sich erzählt, so lag auch meine wenige Erfahrung mit Pferden Jahrzehnte zurück. Erst seit eineinhalb Jahren bin ich durch meine Freundin nahezu täglich bei unseren Pferden. Schon nach den ersten reiterlichen Mühen in der Halle musste ich raus. Bereits am Anfang, natürlich unter Protest von Frau und Kopfschütteln der reitenden Elite, musste ich mit Peu „ins Gelände“. Ich war keine fünf Stunden auf dem Pferd gesessen, als ich alleine mit dem Andalusier das erste Mal in die württembergische Flur ritt. Vermutlich muss das so sein; vermutlich muss man diese Unbedarftheit haben, um in Bewegung bleiben zu können; vermutlich fällt es dem Unbedarften schlich leichter seine Träume am Zügel zu führen. Bisher bin ich noch von keinem der Pferde gefallen, die man mich reiten lies. Das fehlt mir noch. Sicher bin (zumindest) ich mir dennoch: Nach China reiten krieg ich hin – irgendwie. Damit dieses Irgendwie auch so schonend wie nur irgend möglich für Pferd und mich gelingen kann, gelobe ich noch Besserung und viele Kilometer Strecke bevor es Richtung Große Mauer los geht.
Bleibt die Frage: weshalb gerade zur Chinesischen Mauer. Diese Entscheidung ergab sich aus dem Engagement Chinas, das sich mit einer „neuen“ Seidenstraße den Zugang zu den westlichen Wirtschaftsräumen sichern möchte. Wie weit sind Pläne und Umsetzung, was denken die Menschen entlang der Seidenstraße, was sind ihre Sorgen, ihre Erwartungen. Gerne will ich so einen etwas anderen Blickwinkel auf das chinesische Projekt bekommen und über Schönheit, Träume aber auch die Ängste der Menschen berichten. Und: Natürlich soll es für mich ganz persönlich ein großes Abenteuer werden, eines mit einem großen Ziel – der sagenhaften Great Wall of China.
„Wie planst du die Route?“
Es sind gerade mal 10 Tage vergangen, seit ich begonnen habe mich mit der Detailplanung zu beschäftigen. Zuallererst gilt es, die genaue Route festzulegen. Hierbei ist die entscheidende Frage, ob ich erstmal nur one way nach Huairou plane oder gleich auch fix den Rückweg im Sattel. Hier bin ich aktuell noch in Klärung, ob und zu welchen Konditionen ich meine Pferde mit dem Flieger überhaupt aus China zurück nach Deutschland bekomme. Stehen Aufwand und Kosten in einer vernünftigen Relation zu dem möglichen Strapazen eines Heimrittes, würde ich die neue Seidenstraße bereits für den Hinweg planen. Aktuell tentiere ich jedoch noch zu meinem ursprünglichen Routenplan.
Geplante Route Hinweg:
Deutschland – Österreich – Ungarn – Serbien – Bulgarien – Türkei – Iran – Turkmenistan – Usbekistan – Kasachstan – Mongolei – China
Geplante Route Rückweg (Neue Seidenstraße):
China – Mongolei – Kasachstan – Usbekistan – Turkmenistan – Iran – Türkei – Bulgarien – Rumänien – Moldawien – Ukraine – Russland – Weißrussland – Polen – Deutschland – Niederlande – Deutschland
Aber betrachten wir die eigentliche Frage mal anders. Nämlich mit einem Blick darauf, welche Gedanken mich bei der detaillierten Routenplanung bewegen. Diese Gedanken kann ich grundsätzlich in drei Schubladen packen.
Erstens ist da die formale Machbarkeit. Hierzu gehören Grenzübertritte und veterinäre Einreisebestimmungen ebenso, wie die Vorplanung der täglichen Nachtquartiere.
Zweitens bedenke ich natürlich die Schonung von Pferd und Mensch. Hier gibt es essentielle Fragen zu klären: Etappenlänge und Reitpausen, Ruhetage, Winterquartiere, tiermedizinische Versorgung unterwegs, Hufschuhe oder barhufig, regionale Wetterdaten sind zu sichten und vieles mehr.
Schließlich muss es mir Drittens um Hardware (Ausrüstung) und Finanzierung gehen. Beide Bereiche verschmolzen schon bei der Vorplanung zu einem. Hier ist zusätzlich noch ein ganz wichtiger Punkt zu beachten, nämlich die Notwendigkeit von Begleitpersonal. Spätestens ab Kasachstan werde ich ein Begleitfahrzeug brauchen, welches Futter und Nachtquartiere sicherstellt.
Dies ist so der grobe Leitfaden, mit dem ich in die detaillierte Routenplanung gehe. Einen fixen Zeitplan wird es nicht geben. Zum einen möchte ich unterwegs journalistisch arbeiten . Hinzu kommt, dass die Pferde auch mal unplanbare Pausen benötigen. Auch Grenzübertritte sind zeitlich nicht kalkulierbar. Außerdem möchte ich Land und Leute gerne ungehetzt erleben. Alleine aus diesen Gründen halte ich eine längerfristige Zeitplanung für nicht zuträglich.
„Wann geht’s wirklich mit dem Reiten los?“
Es ist 16:54 Uhr. Ich sitze in der Sattlerei meiner Freundin. Sauerkraut köchelt oben in der Küche. Auf meinem Laptop vor mir wächst dieser Artikel. In spätestens einer Stunde werden wir im Stall sein und ich auf dem Pferd. Dann reite ich wirklich.

Spaß nicht beiseite aber mal eben hinten angestellt:
Neben mehreren kleineren Touren mit unseren beiden Andalusiern, in Frühjahr und Sommer diesen Jahres, möchte ich bis spätestens Herbst meine beiden Reisebgleiter gefunden und gekauft haben (hierzu folgt ein eigener Artikel). Für 2021 plane ich dann zur direkten Reisevorbereitung einen Deutschlandritt entlang dem Grünen Band. Bei dieser Tour möchte ich auch weitestgehend ohne feste Nachtquartiere auskommen. Dabei wird es auch um einen letzten Ausrüstungcheck gehen.
Am 02.02.2022 soll es dann von Crailsheim aus in Richtung China losgehen. Der Countdown läuft!
„Wie gestaltest du die Winterpausen?“
Wenn der regionale Winter absehbar ist, muss ich unterwegs die Entscheidung zur Überwinterung treffen. Mein Planungsstab zuhause und meine Begleiter im Begleitfahrzeug werden dann gemeinsam nach einem möglichen Winterquartier Ausschau halten. Da ich selbst über ein Expeditionsmobil verfüge, gibt es die Möglichkeit, in diesem zu überwintern und die meiste Zeit bei meinen Pferden im Winterquartier zu verbringen.

Ob dies umsetzbar ist, werden Detailplanung und die individuellen Gegebenheiten zeigen. Die Winterpausen sollen für die Pferde Erholungsphasen sein. Erst sechs Wochen vor der Weiterreise möchte ich die beiden wieder an die Arbeit heranführen.
Auch bei der Vorausplanung von Winterquartieren behält meine Maxime Gültigkeit: „Plane voraus was im Voraus zu planen ist, doch vergiss niemals, dass deine Seele Freiheit braucht.“
„Und wie finanziert man das?“
Es wäre jetzt schön kokett sein zu können, um die Frage mit einem „über Geld spricht man nicht…“ wegzubügeln. Doch in dieser Position bin ich nicht. Ich glaube zwar schon, dass man mit zwei Pferden auch mit den finanziellen Bordmitteln nach China kommt, zumal dann, wenn man ein paar Rücklagen gebildet hat. Mein Ansatz ist jedoch ein anderer.
Ich möchte unterwegs journalistisch arbeiten. Hier möchte ich nicht an irgendwelche Organe und deren Redaktionen gebunden sein. Gerne würde ich Geschichten anbieten, die mir in den Schoß fallen und Themen aufgreifen, die ich für wichtig halte. Auch dann, wenn sie politisch oder redaktionell „undiplomatisch“ oder „nicht newsrelevant“ daherkommen. Somit werde ich auf das Konzept des Crowdfundings zurückgreifen und nicht auf dominante, große Unterstützer setzen, sondern auf viele herzliche Helfer die Teil sein wollen. Eine absolut authentische Berichterstattung, die jeden Daheimgebliebenen auf diese Reise mitnimmt, ist mein Anspruch. Das wird schon rein technisch nicht ohne nennenswerten finanziellen Mehraufwand möglich sein. Aber auch hierzu wird es noch Veröffentlichungen geben. Jetzt ist noch nicht der Zeitpunkt, an dem ich um Unterstützung bitten möchte.
Ganz grundsätzlich mache ich aber mein Abenteuer nicht davon abhängig, wie ich es letztlich finanzieren werde. Denn wo ein Wille ist, ist wahrlich auch immer ein Weg. Sprechen wir also nochmal darüber, wenn die Detailplanung fortgeschritten ist.
„Kann man mit?“
Da ich auch Zeit mit meinen Pferden und mir haben möchte, will ich nicht mit festen Reisepartnern zur Chinesischen Mauer reiten. Aber ich freue mich auf jeden, der Etappenweise mit mir kommen mag. Mehr noch: Das Mitreiten wird Teil meiner Detailplanung sein. Wenn du mich also ein Stückchen – oder gar ein ausgewachsenes Stück – des Weges begleiten magst, schreib mir doch einfach.
…und warum saß ich bei meinem ersten Video am Steuer eines LKW
Weil ich mit dem Unterwegssein glücklicherweise noch ein bisschen Geld verdienen kann. Nachdem ich meinen Job bei einer kleinen kenianischen Nachrichtenagentur an den Nagel gehängt hatte, fiel mir recht schnell die Decke auf den Kopf. Dass ich heute die Möglichkeit habe, wann immer mich das Fernweh treibt, mit LKW oder Bus durch Europa zu fahren, ist eine große Bereicherung. Eine absolut tolle Erfahrung ist dabei, dass ich auch ohne jedwedes Standing im Job große Zufriedenheit erreichen kann. Hauptsache ich folge meinem Antrieb; Hauptsache ich bleibe in Bewegung.
Wenn dich interessiert wie es weiter geht, freue ich mich darüber, wenn du mir auch auf folgenden Kanälen folgst >>>